In einem eigentlich relativ freundlichen Marktumfeld hat es die Shell-Aktie weiterhin schwer. Denn die Ölpreise haben am Donnerstag nachgegeben. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete zuletzt 72,77 US-Dollar. Das waren 77 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Januar sank um 90 Cent auf 69,36 Dollar.
Die Warnung der Internationalen Energieagentur (IEA) vor einem Angebotsüberschuss an Rohöl belastete die Ölpreise etwas. "Den globalen Ölmärkten droht im nächsten Jahr ein Überangebot trotz der Entscheidung der OPEC+ von letzter Woche, die Angebotssteigerung zu verschieben", heißt es im IEA-Monatsbericht. Die Weltmärkte werden aus Sicht der Agentur mit einem Überangebot von 1,4 Millionen Barrel pro Tag überversorgt sein, wenn die Gruppe ihre Pläne zur Wiederbelebung der Produktion ab April fortsetze.
Der Förderverbund Opec+, der auch Länder wie Russland einschließt, hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass die vor einem Jahr beschlossenen Förderbeschränkungen um weitere drei Monate verlängert werden. Sie soll also erst ab Ende März schrittweise aufgehoben werden, und nicht wie vorgesehen ab Januar.
Am Mittwoch hatte das Ölkartell Opec seine Nachfrageprognose den fünften Monat in Folge gesenkt. Die Opec verringerte die Prognose für den Anstieg der weltweiten täglichen Nachfrage im Jahr 2024 um 210.000 Barrel, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht hervorgeht. Das Ölkartell erwartet jetzt ein Wachstum der Nachfrage je Tag von 1,6 Millionen Barrel. Damit senkte das Kartell seine Prognose seit Juli um 27 Prozent. Für das Jahr 2025 wurde die Prognose um 90.000 auf 1,4 Millionen Barrel reduziert.
Dennoch bleibt der Ausblick des Kartells optimistischer als die Erwartungen anderer Prognostiker. Die Prognose der Opec ist beispielsweise deutlich höher als die von der Internationalen Energieagentur.
Wie in den vergangenen Monaten kann Shell weiterhin kaum auf Rückenwind vom Ölmarkt bauen. Nichtsdestotrotz bleibt der Blue Chip ein attraktives Langfristig-Investment. So ist die Aktie mit einem 2025er-KGV von 8 und einem KBV von 1,1 im Peer-Group-Vergleich immer noch deutlich günstiger bewertet als etwa Exxon oder Chevron. Zudem ist der Konzern bereits deutlich besser als die US-Konkurrenz außerhalb des klassischen Öl- und Gasgeschäfts aufgestellt, verfügt über eine sehr solide Bilanz und lockt mit einer stattlichen Dividendenrendite von mehr als vier Prozent. Der Stoppkurs sollte bei 26,00 Euro belassen werden.
Enthält Material von dpa-AFX