Angst oder doch schon wieder Euphorie? Wie ist das Sentiment unter Anlegern nach den DeepSeek-Turbulenzen am Montag und nachdem der DAX inzwischen sogar ein neues Allzeithoch markierte? Finanzanalyst Joachim Goldberg hat sich im Auftrag der Deutschen Börse mit dieser Frage beschäftigt. Auch für die Stimmung an den US-Börsen findet sich ein Hinweis.
Trotz der Marktturbulenzen, die durch den chinesischen KI-Entwickler DeepSeek ausgelöst wurden, hat sich die allgemeine Börsenstimmung schnell stabilisiert. In den USA gerieten Tech-Werte kurzfristig massiv unter Druck. Am DAX ging die Aufregung größtenteils vorbei. Also nichts passiert?
Zögerliche Profi-Anleger in Deutschland
„Betrachtet man indes das Ergebnis unserer heutigen Stimmungserhebung unter institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont, kann man durchaus von einem Wirkungstreffer durch die jüngsten Ereignisse sprechen“, schreibt Goldberg.
Zwar habe sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index nur um 5 Punkte auf einen neuen Stand von -12 verringert. Bemerkenswert sei aber die Veränderung bei den neutral eingestellten Investoren. „Diese Gruppe hat einen enormen Zuwachs bekommen und macht nun rekordverdächtige 48 Prozent aller Befragten aus.“
Pessimisten hätten vermutlich im Rahmen des Rücksetzers ihre Positionen glattgestellt. Noch stärker habe sich allerdings das Bullenlager zu Gunsten der neutral gestimmten Investoren reduziert: „Wir sprechen von 17 Prozent aller Befragten. Damit macht die Gruppe der Optimisten nur noch 20 Prozent des Panels aus, der niedrigste Stand seit dem 31. Mai 2023.“
Bei den Privatanlegern habe sich hingegen kaum etwas verändert. Stand hier: +14, ein Plus von zwei Punkten.
Am US-Markt liegt der Fear & Greed Index von CNN heute mit 47 Punkten im neutralen Bereich. Gestern und in den Vorwochen regierte hingegen oft ein Klima der Angst. So gesehen hat sich die Stimmung also bei den Amerikanern inzwischen sogar etwas aufgehellt, nachdem zu Wochenbeginn noch ein Hauch von Panik zu spüren war.
DAX: Nach oben hin offen
Goldberg weist auf die heutige Zinsentscheidung hin sowie die morgige Zusammenkunft der EZB. Diese Ereignisse könnten ein Grund für die kurzfristige Neutralität der Profis sein. „Ein großer Run zu den Bullen infolge des Rücksetzers zu Wochenanfang hat unter dem Strich jedenfalls nicht stattgefunden. Gut möglich, dass also überwiegend langfristig orientierte Investoren aus dem Ausland für die jüngste Erholung des DAX gesorgt haben.“
Eine längere Seitwärtsbewegung sei nun keineswegs das wahrscheinlichste Szenario. „Denn es ist die deutliche Asymmetrie zwischen Bullen und Bären, die dem DAX zugutekommt. Während wir demzufolge an der Unterseite mit erster Nachfrage zwischen 20950 und 20990 Zählern rechnen, ist die Oberseite vergleichsweise offen. Mit anderen Worten: 80 Prozent der Befragten wären für eine direkte und rasante Rallye des DAX nicht wirklich startbereit.“
Es könnte mit DeepSeek also so sein, wie es häufig an den Börsen ist: Viele Themen erweisen sich als mehr oder weniger kurzfristige Aufreger. Die damit verbundenen Rücksetzer sind dann nicht selten Kaufgelegenheiten. Welche Aktien gerade besonders interessant sein könnten, lesen Sie in der neuen AKTIONÄR-Ausgabe, die gerade erschienen ist.