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Wolfgang Grupp: Wir müssen mit allen Parteien sprechen!

Wolfgang Grupp: Wir müssen mit allen Parteien sprechen!
Erik Kämper 26.01.2025 Erik Kämper

Nach unserem ersten Interview mit der Unternehmerlegende Wolfgang Grupp hatten wir die Gelegenheit, rund ein Jahr später erneut bei dem ehemaligen Trigema-Chef vorbeizuschauen. Während unseres letzten Gesprächs standen vor allem das Unternehmertum und die deutsche Politik im Mittelpunkt. Diesmal konnten wir diese Themen noch weiter vertiefen und einen noch klareren Einblick in Grupps Sichtweise gewinnen.

Das gesamte Interview finden Sie auch auf YouTube, viel Spaß beim Reinschauen!

DER AKTIONÄR: Herr Grupp, was sind Ihrer Meinung nach aktuell die größten Herausforderungen, vor denen Deutschland steht?

Wolfgang Grupp: Meiner Meinung nach brauchen wir so schnell wie möglich wieder die Verantwortung der Entscheidungsträger zurück. Das bedeutet: Wenn ich von uns Unternehmern spreche, dann brauchen wir für unsere Entscheidungen auch die entsprechende Haftung. Ich habe zum Beispiel die Rechtsform Eingetragener Kaufmann (EK) und bezahle die gleiche Steuer wie jemand, der eine GmbH hat. Auf gut Deutsch: Ob ich Erfolg habe oder nicht, die Steuerlast bleibt gleich, trotzdem trage ich die volle Verantwortung. Deshalb schlage ich der Politik schon seit Langem vor, denen, die persönlich für ihre Entscheidungen haften, einen Steuerrabatt von beispielsweise 50 Prozent einzuräumen. Dies würde sie motivieren, aus steuerlichen Gründen die Haftung zu übernehmen. Solche Entscheidungen wären dann überlegter, verantwortungsvoller und nicht von Gier oder Größenwahn geprägt. Das muss zurück in die Politik. Auch die Politiker, die gravierende Entscheidungen treffen, sollten für diese Entscheidungen Verantwortung übernehmen.

Gerade bei Start-ups, die in Deutschland gegründet werden, ist die Situation diesbezüglich schwierig. Nach dem ersten Jahr scheitern rund 20 Prozent. Würde man solche Gründer nicht abschrecken und so den Erfindergeist hemmen?

Sie sagen zu Recht, man könnte Gründer abschrecken. Ich meine aber, dass man sie zu sehr ermutigt hat, problemlos zu gründen. Geht es gut, kassieren sie. Geht es schlecht, werfen sie das Handtuch und lassen die Steuerzahler dafür zahlen. Das darf nicht sein. Auch junge Unternehmer müssen Verantwortung übernehmen. Sie sollten wissen, dass sie eine Verpflichtung eingehen, wenn sie die Allgemeinheit durch Förderungen einbinden wollen. Steuergelder sind schließlich kein Spielgeld. Wenn ich in meiner Firma etwas probiere, dann ist das meine Sache, und ich trage das Risiko. Ich kann das Risiko nicht auf meine Mitarbeiter abwälzen. Die Mitarbeiter haben garantierte Arbeitsplätze. 55 Jahre lang habe ich die Arbeitsplätze bei Trigema garantiert und die Löhne gezahlt – unabhängig davon, ob ich Risiken eingegangen bin oder nicht. Das Risiko muss derjenige tragen, der es eingeht, und nicht jemand anderes.

Thema Politik. Welche Maßnahmen müsste die neue Regierung unter (voraussichtlich) Friedrich Merz Ihrer Meinung nach sofort ergreifen, um die Situation in Deutschland zu verbessern?

Wir brauchen vor allem wieder Zuversicht in Deutschland. Es muss attraktiver werden, hier zu investieren. Die Politik sollte Rahmenbedingungen schaffen, die Vorteile bieten, damit Unternehmer nicht ins Ausland abwandern. Trigema hat nie daran gedacht, Arbeitsplätze im Ausland zu schaffen. Ich bin meiner Heimat verpflichtet und werde immer zuerst mein Heimatland unterstützen. Erst wenn ich hier meinen Verpflichtungen nachgekommen bin, kann ich auch über Aktivitäten im Ausland nachdenken. Aber Arbeitsplätze hier abzubauen, um sie ins Ausland zu verlagern, das kommt für mich nicht infrage. Das wäre ein Affront gegen mein Heimatland.

Wirtschaft ist also das Thema Nummer eins?

Die Wirtschaft ist immer das Wichtigste. Läuft die Wirtschaft nicht, wird alles schwieriger. Solange die Unternehmen erfolgreich sind, können wir vieles versuchen. Läuft es nicht, sind uns die Hände gebunden.

Mit welcher Koalition wäre das Ihrer Meinung nach möglich? Eine CDU-geführte Regierung mit Friedrich Merz scheint wahrscheinlich, aber was halten Sie von einer Zusammenarbeit mit SPD und Grünen? Habeck nochmal als Wirtschaftsminister?

Ich halte davon nichts. Ich habe von Anfang an gesagt, wir brauchen eine starke Partei, und das ist die CDU. Hätte Herr Lindner im August die Regierung aufgelöst, hätte die FDP Zuspruch von ihren alten Wählern zurückgewinnen können, und eine Koalition mit der CDU wäre möglich gewesen. Mir wäre eine Regierung aus CDU mit der FDP am liebsten. SPD und Grünen sind für mich keine Option.

Was halten Sie vom Konzept der „Brandmauer“ (keine Zusammenarbeit mit der AfD), welches Merz immer wieder bekräftigt?

Ich halte davon nichts. Für mich gibt es niemanden, mit dem ich nicht sprechen würde. In einer Demokratie ist es essenziell, mit allen Parteien und Personen zu reden, die eine bedeutende Zustimmung vom Wähler  erhalten haben – das gilt auch für die AfD. Wenn eine Partei solch eine Zustimmung erhält, kann ich nicht einfach sagen, dass ich den Dialog verweigere. Demokratie bedeutet, den Willen der Wähler zu respektieren und offen für Gespräche zu sein. Es gibt Positionen der AfD, insbesondere in der Migrationspolitik, die ich nicht grundsätzlich ablehnen kann. Einige ihrer Vorschläge decken sich mit dem, was ich selbst für sinnvoll halte. Natürlich gibt es in jeder Partei extreme Ausfälle, sei es bei der AfD, der CDU oder der SPD. Aber das darf uns nicht davon abhalten, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Wir müssen den Dialog suchen und versuchen, in einer demokratischen Republik Wege zur Zusammenarbeit zu finden. Auch mit denen, die gewählt wurden und vielleicht kontroverse Meinungen vertreten. Der Austausch ist unerlässlich, um als Gesellschaft voranzukommen.

Standort Deutschland. Leidet Trigema aktuell unter der wirtschaftlichen Flaute?

Bei Trigema gibt es keine Flaute. Meine Kinder und ich trage die Verantwortung dafür, sowohl gute als auch schwierige Zeiten zu überbrücken. Seit 55 Jahren haben wir bei Trigema ohne Kurzarbeit oder Entlassungen gearbeitet, mit garantierten Arbeitsplätzen und Löhnen. Unser Ziel ist es, auch in schwachen Zeiten stabil zu bleiben, was uns durch die hohe Nachfrage und unseren guten Ruf gelingt. Wir produzieren ausschließlich in Deutschland und stellen uns den Herausforderungen, um diesem Anspruch gerecht zu werden.

Made in Germany – hat dieses Label an Bedeutung verloren?

Made in Germany hat weltweit eine hohe Wertschätzung. Es kommt auf die Verbraucher an. Wir bedienen die, die Qualität suchen. Wir müssen in Deutschland hochwertige und innovative Produkte herstellen, die den hiesigen Lohnkosten gerecht werden – keine Billigware. Das gilt nicht nur für die Textilindustrie, sondern auch für die Automobilbranche, die auf Innovation statt auf Masse setzen sollte. Deutschland sollte sich auf Qualität und Innovation konzentrieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? 

Dass die Welt wieder normaler wird. Nicht überall müssen wir Kritik üben. Wenn wir auch andere respektieren und wertschätzen, glaube ich, dass dies eine positive Grundlage für die Zukunft schaffen würde.

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