Kurz vor Weihnachten hat sich Volkswagen mit der IG Metall nach langen Verhandlungen auf eine neue Tarifstruktur geeinigt. Die Rahmenbedingungen standen damit bereits fest. Am vergangenen Freitag sickerten nun weitere Informationen durch. Obwohl Werkschließungen eigentlich ausgeschlossen wurden, muss das Werk in Zwickau dennoch um seine Zukunft bangen.
Die Tarifeinigung mit der IG Metall, die kurz vor Weihnachten nach einem Verhandlungsmarathon erzielt wurde, sieht neben der Überarbeitung der Gehaltsstruktur auch die Angleichung an Branchentarife vor. Diese Maßnahmen sollen VW langfristig wettbewerbsfähiger machen.
Volkswagen plant so umfassende Einsparungen und stellt daher vor allem die Tarifstruktur auf den Prüfstand. Nach einer internen Mitteilung des Konzerns sollen die Entgeltsummen langfristig um sechs Prozent sinken. Eine umfassende Analyse beginnt 2025, ab 2026 wird erneut mit der IG Metall über die Details der neuen Tarifstruktur verhandelt, die dann ab 2027 greifen soll.
Der bestehende Haustarif, der rund 120.000 Mitarbeiter in sechs westdeutschen Werken und über 10.000 Beschäftigte in Sachsen umfasst, wird überprüft und mit niedrigeren Branchentarifen verglichen. Eine Gehaltskürzung für bestehende Mitarbeiter ist jedoch ausgeschlossen – für diese gilt eine Besitzstandswahrung.
Mit der Einigung sichert VW die Beschäftigung bis 2030 und setzt den geplanten Stellenabbau um 35.000 Jobs um, ohne dabei auf betriebsbedingte Kündigungen zurückzugreifen. Darüber hinaus verzichtet der Autobauer auf Bonuszahlungen und Lohnerhöhungen, um Arbeitskosten jährlich um 1,5 Milliarden Euro zu reduzieren.
VW-Werk Zwickau vor dem Aus?
Obwohl Werkschließungen infolge der Verhandlungen ausgeschlossen wurden, steht das Werk in Zwickau dennoch unter Druck. Medienberichten zufolge könnten Teile der Produktion des Audi Q4 e-tron, aktuell das letzte verbleibende Modell des Standorts, ab der ersten Hälfte der 2030er-Jahre in das US-Werk Chattanooga verlagert werden.
Die Volkswagen-Tochter Audi betonte zwar, dass Zwickau Produktionsstandort bleibe, bestätigte aber auch, dass verschiedene Szenarien geprüft würden. Bereits jetzt wird das VW-Schwestermodell ID.4 in Chattanooga gefertigt. Mit einer möglichen Verlagerung könnte der Audi Q4 e-tron das erste Modell der Marke werden, das direkt in den USA produziert wird.
Ab 2027 wird Zwickau nur noch den Audi Q4 e-tron und dessen Kombivariante produzieren, während die anderen dort gefertigten Modelle wie ID.3 und Cupra Born nach Wolfsburg und Emden verlagert werden. Für die 9.500 Mitarbeiter des Werks gelten weiterhin die Beschäftigungsgarantie, die im Rahmen der Tarifverhandlungen vereinbart wurde. Diese gilt allerdings nur bis 2030.
Mit der Tarifeinigung ist Volkswagen ein erster Schritt in Richtung besserer Profitabilität gelungen. Ob das allerdings reicht die Marge bei der Kernmarke VW bis 2026 auf die angepeilten 6,5 Prozent zu steigern, darf bezweifelt werden. Deswegen sind die weiteren angedachten Verhandlungen folgerichtig. Auf dem aktuellen Niveau dürfte sicherlich bereits viel Negatives eingepreist sein. Allerdings fehlt ein wirklicher Hoffnungsträger. Die Aktie ist aus Sicht des AKTIONÄR daher kein Kauf.
Gleichwohl können Trader – wie DER AKTIONÄR auf seiner Derivate-Favoriten-Liste – auf eine kurzfristige Fortsetzung der Erholungsbewegung setzten. Der dort empfohlene Call liegt inzwischen zweistellig im Plus.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..