Der DAX markiert am Freitag oberhalb der Marke von 21.500 Punkten einen neuen Rekord. Getrieben wird der Index vor allem von den deutschen Autobauern, die sich mit Kursanstiegen zwischen zwei und vier Prozent als Tagesgewinner erweisen. Ausgerechnet Donald Trump sorgt für Zuversicht bei den Börsianern – und für Kauflaune.
Der europäische Autosektor gehört am Freitag zu den am stärksten gefragten Branchen. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Autos erreichte mit gut zwei Prozent Plus das höchste Niveau seit Oktober. Die Aktien von BMW, Mercedes-Benz und Porsche AG stehen mit Kursgewinnen von bis zu vier Prozent zumindest zeitweilig an der DAX-Spitze.
Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen auf Aussagen von US-Präsident Trump, die als Signal für eine nicht ganz so aggressive Zollpolitik interpretiert werden könnten. Auch das Global Asset Allocation Team von T. Rowe Price sieht die Massnahmen von Donald Trump als bislang weniger aggressiv als viele befürchtet hatten. Der US-Präsident werde zwar wahrscheinlich Zölle als Instrument einsetzen, um mit den Handelspartnern günstigere Bedingungen auszuhandeln. Doch könne durch Deals ein deutlicher Anstieg der Zollsätze vermieden werden.
Bei der Unterzeichnung seiner ersten Dekrete als US-Präsident hatte Trump Deutschland einen Deal vorgeschlagen: Wenn man weiter fleißig Öl und Gas bei den USA einkaufe, gebe es für die deutschen Autobauer auch keine Zölle.
Die in den vergangenen Monaten gebeutelten Auto-Aktien haben sich in den vergangenen Tagen von ihren Tiefständen erholt. Bei Mercedes-Benz sorgt ein Anstieg von zeitweilig 3,4 Prozent am Freitag-Vormittag für das höchste Kursniveau seit Ende Oktober. Auch die Aktien von BMW, Porsche AG und Volkswagen Vorzüge ziehen überdurchschnittlich um über zwei Prozent an. Die Papiere der Porsche Automobil Holding steigen etwas weniger stark.
Die VW-Vorzugsaktie hat seit den Tiefständen Anfang Dezember am stärksten zugelegt. Am Freitag erreichte der DAX-Wert mit 98,30 Euro fast die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 99,02 Euro verläuft.
Analyst Stephen Reitman von Bernstein Research sprach von "optimistischeren Aussagen", die es am Mittwoch in einem Analystengespräch vor den Volkswagen-Jahreszahlen gegeben habe. Solche Termine sind bei großen europäischen Unternehmen eine übliche Praxis, um Analysten etwas Orientierung zu geben. Reitman sagte, der Tenor sei bei Volkswagen besser gewesen als bei der Sportwagentochter Porsche AG am Tag zuvor. Wie Reitman näher beschrieb, habe Volkswagen die Konsenserwartung eines Gewinns je Aktie von 21,80 Euro für 2024 als "vernünftige Einschätzung" bezeichnet.
BMW muss nicht nur seine Modellpolitik anpassen, sondern muss im kommenden Jahr auch den derzeitigen Vorstandschef Oliver Zipse aus Altersgründen ersetzen. Eine weitere Vertragsverlängerung werde es nicht geben, zitierte das Manager Magazin eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Spätestens im Sommer 2026 werde Zipse sein Amt abgeben. Der Manager werde im Februar 61 Jahre alt. Bei BMW gilt üblicherweise eine interne Altersgrenze für Vorstände von 60 Jahren.
Bei Sportwagen-Bauer Porsche stützt heute zusätzlich eine Gerichtsentscheidung in Sachen Varta. Das Landgericht Stuttgart hat die Klage von Aktionären gegen den Sanierungsplan für den angeschlagenen Batteriehersteller endgültig abgewiesen und so den Weg für den Einstieg von Porsche frei gemacht. "Der Restrukturierungsplan der Gesellschaft ist damit rechtskräftig", heißt es seitens Varta (DER AKTIONÄR berichtete). Die Varta-Aktie wird schon bald von der Börse genommen, Aktionäre werden leer ausgehen.
Die Kassandra-Rufe bezüglich der deutschen Automobil-Hersteller verhallen allmählich, alles könnte weniger schlimm als befürchtet kommen. Zwar bedarf es weiterhin großer Aufholbemühungen im E-Auto-Sektor. Doch die Auto-Aktien könnten im vergangenen Herbst ihre Tiefstände gesehen haben. Viel Negatives sollte in den Kursen bereits eingepreist sein. Speziell bei Volkswagen würde die Aktie mit dem Break der 200-Tage-Linie ein Kaufsignal liefern.
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Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Porsche AG, Porsche Automobil Holding.
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Porsche AG, Porsche Automobil Holding.