Zum Start in die neue Woche hat sich erstmals der Chef des Commerzbank-Aufsichtsrats, Jens Weidmann, zum Einstieg der UniCredit im September geäußert. Wie zu erwarten, kritisierte er das Vorgehen der Italiener. Auf der diesjährigen Hauptversammlung könnte es zu einem Showdown kommen.
Commerzbank-Aufsichtsratschef Jens Weidmann hält nach dem überraschenden Einstieg der UniCredit bei der Frankfurter Bank im vergangenen Sommer viel Vertrauensarbeit für notwendig. „Das ist kein guter Stil“, sagte Weidmann dem Handelsblatt. Die Chancen für eine freundliche Übernahme schätzt er deshalb als gering ein. „Das ist wie bei jeder Beziehung: Wenn der Start misslungen ist, wird es schwierig“, so der ehemalige Präsident der Bundesbank. „Es bräuchte einiges an Arbeit, um genügend Vertrauen herzustellen und ergebnisoffene Gespräche zu ermöglichen.“
Das Mailänder Institut war im Sommer im Zuge eines Anteilsverkaufs Deutschlands überraschend in großem Stil bei der Commerzbank eingestiegen und hatte dann kurz vor Weihnachten verkündet, mittlerweile etwa 28 Prozent der Anteile zu kontrollieren. Rund 9,5 Prozent der Aktien hält die UniCredit direkt, zudem hat sie Zugriff auf weitere 18,5 Prozent durch Finanzinstrumente. Betriebsrat und Gewerkschaften wehren sich gegen ein mögliches Kaufangebot. Auch die Bundesregierung lehnt das Vorgehen der UniCredit ab.
Die UniCredit hatte zuvor angekündigt, eine Genehmigung der Aufseher für eine Commerzbank-Beteiligung von bis zu 29,9 Prozent einzuholen. Das entsprechende Genehmigungsverfahren sei eingeleitet. Ab einem Anteil von 30 Prozent wären die Italiener verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen. Sollten die Italiener ihre Anteile bis zur Hauptversammlung am 15. Mai in Aktien umwandeln, könnten sie wesentliche Entscheidungen bestimmen. Denn meistens ist nur ein Teil des stimmberechtigten Kapitals auf der Hauptversammlung vertreten.
Weidmann wies in dem Interview auch darauf hin, dass die Commerzbank am 13. Februar mit den Quartalszahlen ihren Kapitalmarkttag abhält. Dabei soll eine Weiterentwicklung der aktuellen Unternehmensstrategie präsentiert werden. Man wolle sich noch ambitioniertere Ziele als bisher setzen.
Wie die UniCredit weiter agiert, bleibt unklar. Der Hinweis, dass der Kapitalmarkttag potenziell kurstreibende Nachrichten bringen könnte, ist jedoch positiv zu werten. In dieser Woche könnte der Widerstand bei 16,86 Euro fallen. Mutige Anleger könnten noch zugreifen.
Enthält Material von dpa-AFX
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