Die EZB hat vergangenes Jahr die Zinswende eingeleitet. Finanzinstitute versuchen daher, ihre Erträge besser zu diversifizieren. Die Commerzbank hat daher wohl beschlossen, ihr Privatkundengeschäft neu aufzustellen. Das dürfte jedoch nicht der einzige Grund sein.
Laut vorläufigen Zahlen hat die Commerzbank 2024 Nettozinserträge von 8,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das war nur unwesentlich weniger als im Vorjahr mit 8,4 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr rechnet der Konsens wegen sinkender Zinsen indes mit einem Rückgang auf 7,8 Milliarden Euro. Erst 2027 könnte das Niveau von 2024 wieder erreicht werden.
Somit ist klar, dass sich die Commerzbank nach zusätzlichen Einnahmequellen umsehen muss. Im Rahmen ihrer neuen Strategie sieht das Management tatsächlich eine jährliche Steigerung der Provisionseinnahmen um vier Prozent auf vier Milliarden Euro bis 2027 vor. Liegt die Analystengemeinde mit ihrer Schätzung von 3,6 Milliarden Euro für 2024 richtig, dann wären es im letzten Jahr sogar sechs Prozent mehr gewesen.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, geht aus internen Präsentationen der Bank hervor, dass die Privatkundensparte neu aufgestellt werden soll. Die neue Sparte Wealth Management & Vermögensmanagement, die von Christian Hassel geleitet werden soll, betreut zukünftig Kunden mit einem Geschäftsvolumen von über zwei Millionen Euro. Weniger vermögende Kunden werden Teil der Sparte Private Kunden sein, die von Mario Peric beaufsichtigt wird. Je nach Höhe der Vermögenswerte der Kunden erfolgt eine Einteilung in drei weitere Untereinheiten.
Die Commerzbank erhofft sich demnach durch eine engmaschigere Betreuung mehr Erlöse. Das neue Modell soll ab Herbst gelten. Offiziell dürfte die Umstrukturierung kommende Woche anlässlich des Kapitalmarkttages am 13. Februar zur Sprache kommen.
Auch im Rahmen des Abwehrkampfes gegen den Großaktionär UniCredit ist die Maßnahme zu sehen. CEO Bettina Orlopp muss die Aktionäre der Commerzbank überzeugen, dass für sie langfristig eine Eigenständigkeit des Geldhauses mehr Wert schafft als eine Übernahme.
Die Aktie steuert wieder auf die Marke von 19,00 Euro zu. Weiteren Auftrieb sollte der Kapitalmarkttag kommende Woche am Donnerstag bringen. Die Aktie hat in jedem Fall noch Potenzial und bleibt ein Kauf. Investierte bleiben dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.