Wieder bewegt ein Gerichtsurteil die Aktie von Qualcomm – dieses Mal jedoch nach unten. Über zehn Prozent muss die Chip-Aktie zur Handelseröffnung in den USA einbüßen. Zu Recht, denn das Urteil könnte die Machtverhältnisse im Smartphone-Geschäft endgültig verschieben.
Prozess verloren
Richterin Lucy Koh gab mit ihrer Entscheidung der US-Behörde FTC Recht. Die FTC warf Qualcomm vor, Smartphone-Hersteller mit der Einstellung von Chip-Lieferungen gedroht zu haben, wenn sie nicht eine weitreichende Patentlizenz erworben hätten.
Qualcomm bestritt die Vorwürfe – Richterin Koh befand allerdings, dass interne E-Mails von Top-Managern des Chip-Konzerns den Vorwurf belegten. Die Richterin verbot daher dem Chip-Konzern künftig, Lieferungen vom Erwerb einer separaten Patentlizenz abhängig zu machen. Außerdem darf Qualcomm keine Exklusiv-Vereinbarungen für Chip-Lieferungen eingehen und muss der Konkurrenz seine Patente unter fairen Bedingungen verfügbar machen.
Geschäftsmodell betroffen
Qualcomm ist ein zentraler Anbieter bei gleich zwei Arten von Smartphone-Chips. Zum einen liefert der US-Konzern die Prozessoren (Snapdragon) in beinahe allen Android-Phones. Zum anderen ist Qualcomm stark bei Modem-Chips.
Das Geschäft mit Patentlizenzen ist das zweite und lukrativere Standbein von Qualcomm neben dem reinen Chip-Verkauf. Unter anderem Apple hatte Qualcomm in scharfem Ton unfairen Wettbewerb durch das Beharren auf Lizenz-Vereinbarungen vorgeworfen, dann legten die Unternehmen aber ihren Streit außergerichtlich bei. Als ein Auslöser dafür gilt die Stärke von Qualcomm bei 5G-Modems.
Harter Schlag
Die Vorgabe, dass Qualcomm konkurrierenden Chip-Anbietern eine Lizenz für seine Standard-Patente gewähren muss, könnte nun für mehr Wettbewerb sorgen. Qualcomm muss die FTC zudem sieben Jahre die Einhaltung der Auflagen überwachen lassen. Ein harter Schlag für den Chip-Konzern.
DER AKTIONÄR empfiehlt Anlegern, weiterhin Abstand von Qualcomm zu halten. Die andauernden juristischen Probleme stellen ein zu hohes Risiko dar und der Handelsstreit bringt die Aktie zusätzlich unter Druck.
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Mit Material von dpaAFX.