An der Oberfläche sah es bei China-Aktien heute ruhig aus. Das lag aber nicht daran, dass es keine Nachrichten gab. Im Gegenteil: Sowohl von US-Präsident Donald Trump als auch der chinesischen Führung um Staatsoberhaupt Xi Jinping gab es Neuigkeiten, die das Potenzial haben, die Märkte deutlich zu bewegen. Trumps Äußerungen waren aber nicht ganz neu.
Einmal mehr drohte Trump mit Zöllen auf alle Importe aus China – zehn Prozent seien immer noch eine Option. „Wir sprechen bezüglich China über einen Zoll von 10 Prozent, weil sie Fentanyl nach Mexiko und Kanada schicken“, sagte Trump im Weißen Haus.
Trump nannte diesmal sogar ein konkretes Datum für die Einführung der Zölle: „Wahrscheinlich ist der 1. Februar das Datum, das wir im Auge haben.“
Eine Schockwirkung entfalteten Trumps Äußerungen am Markt nicht. Wohl nicht zuletzt, weil 10 Prozent schon deutlich moderater klingen, als die noch im Wahlkampf verkündeten 60 Prozent.
China fördert Aktien
Unterdessen hat Chinas Führung ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der heimischen Aktienmärkte vorgestellt. Pensionsfonds sollen mehr Kapital in chinesische Aktien investieren. Börsennotierte Unternehmen sollen von staatlicher Seite ermutigt werden, Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen zu steigern. Staatliche Versicherer werden angewiesen, ihre Investitionen in A-Aktien (handelbar in Festland-China) zu erhöhen.
Außerdem dürfen sich Fonds und Banken als strategische Investoren bei Platzierungen börsennotierter Unternehmen beteiligen. Fondsprodukte mit einem Schwerpunkt auf Aktien sollen gefördert werden.
Damit nicht genug: Unternehmen sollen stärker auf Instrumente der Zentralbank zur Refinanzierung zurückgreifen, um Aktienrückkäufe zu finanzieren. Zudem werden Bewertungsmechanismen für staatliche Versicherer angepasst: kurzfristige Renditen sollen künftig weniger stark gewichtet werden. Das dürfte Handlungsdruck aufgrund temporärer Schwankungen mindern.
Der Plan von Chinas Führung klingt positiv. Viele Details zur Umsetzung sind aber noch offen. Kurzfristig überwiegt die Unsicherheit bezüglich Trump. Immerhin zeigt die chinesische Führung jedoch den Willen, den heimischen Aktienmarkt zu unterstützen. Das könnte sich langfristig positiv auswirken – womöglich auch für in Hongkong und den USA notierte China-Werte, bei denen es sich in der Regel um Hinterlegungsscheine (ADRs) handelt, die wiederum auf A-Aktien verweisen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alibaba Group.