Der Bitcoin-Kurs hat sich in den vergangenen Handelstagen eher negativ entwickelt. Als Grund dafür wurden häufig unter anderem Donald Trump und die Zölle angeführt. Eine Nachricht, die dabei fast unterging: Ein großes Experiment, das vor ein paar Jahren von Bitcoin-Jüngern noch gefeiert wurde, ist dieser Tage vergleichsweise still und leise gescheitert.
El Salvador hat Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel abgeschafft.
Die Hoffnungen
2021 hatte El Salvador als erstes Land der Welt Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Das hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Präsident Nayib Bukele präsentierte die Maßnahme als revolutionären Schritt in Richtung wirtschaftlicher Unabhängigkeit und technologischer Innovation.
Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel neben dem US-Dollar sollte finanzielle Inklusion fördern und Schutz vor Inflation bieten. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung hatten keinen Zugang zu klassischen Bankdienstleistungen. Abhilfe sollte die staatliche Bitcoin-Wallet „Chivo“ schaffen. Zudem sollten steigende Bitcoin-Kurse dem Staatshaushalt und der Wirtschaft zugutekommen.
Jeder Bürger erhielt einen Startbonus in Bitcoin. Steuern konnten in Bitcoin bezahlt werden. Unternehmen wurden verpflichtet, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Die Regierung investierte Hunderte Millionen Dollar in Bitcoin. Bukele bewegte mit seinen Tweets den Markt.
Die Realität
Trotz staatlicher Anreize blieb die Akzeptanz im Alltag gering. Viele Unternehmen und Bürger bevorzugten weiterhin den US-Dollar. Bitcoin war zu volatil und kompliziert im täglichen Gebrauch. 2023 nutzten weniger als 20 Prozent der Menschen regelmäßig Bitcoin.
Die von Bukele gekauften Bitcoins verloren zwischenzeitlich massiv an Wert. Zwar erholte sich der Bitcoin-Kurs, doch die hohen Schwankungen und der Mangel an Transparenz bei den Staatsausgaben sorgten für Kritik.
Die Einführung von Bitcoin führte zu Spannungen mit Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. El Salvador verlor Zugang zu günstigen Krediten. Investoren wurden zunehmend skeptisch. Ratingagenturen stuften die Bonität des Landes herab. Das erschwerte die Refinanzierung von Schulden.
Und so kam es, dass El Salvador die Verpflichtung zur Annahme von Bitcoin aufgehoben hat. Bitcoin ist nicht mehr gesetzliches Zahlungsmittel. Beschlossen wurde das Ende Januar innerhalb weniger Minuten vom Parlament. Dafür erhält das Land nun einen 1,4-Milliarden-Dollar-Kredit vom IWF.
DER AKTIONÄR bleibt grundsätzlich positiv gestimmt für Bitcoin. Der Fall El Salvador zeigt aber, wie schnell ein Bitcoin-Traum an der Realität zerschellen kann – sogar wenn der Kurs steigt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.