Thyssenkrupp befindet sich weiter in einem schwierigen Fahrwasser. In der Stahl-Sparte steht ein massiver Stellenabbau und eine Reduzierung der Produktionskapazitäten bevor. Hinzu kommt, dass der Wandel hin zu einer "grünen" Produktion von Stahl langfristig gelingen soll. Thyssenkrupp Stahl-Chef Dennis Grimm pocht auf bessere Rahmenbedingungen.
Anlässlich eines Werksbesuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert der Manager an die Politik. Es sei unerlässlich, dass unmittelbar nach der Bundestagswahl die politischen Entscheidungsträger rasch Rahmenbedingungen für eine zukunftsfeste und wettbewerbsfähige Stahlindustrie schüfen, erklärte Grimm laut einer Mitteilung der Thyssenkrupp-Stahlsparte. In einem Gespräch mit Scholz habe der Vorstand mit Nachdruck auf "dringenden politischen Handlungsbedarf" hingewiesen.
Die erforderlichen Instrumente seien seit langem bekannt. Grimm nannte unter anderem wettbewerbsfähige Energiekosten und einen Handelsschutz auf europäischer Ebene. Die hiesige Stahlproduktion sei eine wesentliche Grundlage der industriellen Wertschöpfung, betonte der Stahlmanager. "Sie sichert geostrategische Unabhängigkeit und Wohlstand für unser Land und für Europa."
Man habe dem Bundeskanzler auch die Kerninhalte des industriellen Konzepts erläutert, so Grimm weiter. Er sprach von "konsequenten Maßnahmen", um das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. "Der Weg dahin wird harte Einschnitte bringen, aber wir werden ihn mit Augenmaß und sozialer Verantwortung gehen."
Am Ziel einer klimaneutralen Stahlproduktion halte man fest, erklärte Grimm weiter. "Wir werden unsere erste Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg fertigstellen", versprach er. "Grüner Stahl ist das Geschäftsmodell der Zukunft." Die Anlage zur klimaschonenderen Stahlherstellung soll zwei Hochöfen ersetzen. Kostenpunkt: satte drei Milliarden Euro. der Bund und das Bundesland Nordrhein-Westfalen kommen für die Kosten auf.
Thyssenkrupp sah sich zuletzt erneut heftiger Kritik im Hinblick auf die Dividendenpolitik ausgesetzt. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) hat der Stahl-Hersteller unter dem Strich einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro verbucht und sich trotzdem auf der vor Kurzem stattgefundenen Hauptversammlung eine Dividende von 0,15 Euro absegnen lassen. Angesichts der zahlreichen Probleme, die der Traditionskonzern zu bewältigen hat, verwundert die Kritik nicht.
Die Lage bei Thyssenkrupp bleibt ernst. Trotz der jüngsten Erholungstendenzen bei der Aktie ist DER AKTIONÄR angesichts der vielen Probleme weiterhin vorsichtig. Ein Einstieg drängt sich vorerst weiterhin bei der Aktie des Traditionsunternehmens nicht auf.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
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