Die Furcht vor einem Handelskrieg zwischen der EU und den USA hat der Aufwärtsbewegung der Aktien der Automobil-Hersteller ein Ende bereitet. US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt.
Wenige Stunden vor Inkrafttreten sind die von Trump beschlossenen Strafzölle auf Produkte aus Kanada und Mexiko allerdings vorläufig ausgesetzt worden. Kanadas Premierminister Justin Trudeau schrieb auf der Plattform X, er habe sich mit Trump auf eine engere Zusammenarbeit an der gemeinsamen Grenze geeinigt.
![Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, und der Leiter des VW-Werks Wolfsburg, Uwe Schwartz, nehmen an einer Betriebsversammlung am Hauptsitz des Unternehmens in Wolfsburg teil](https://images.boersenmedien.com/images/60e0d61b-ca5a-4caa-8b75-db2ca71a34c1.jpg?w=1000)
Fakt ist: Viele Marktteilnehmer hatten zuletzt bei US-Präsident Donald Trump auf eine Einsicht gehofft, doch keine Zölle zu erheben. An den Finanzmärkten herrscht nun die Sorge vor, dass die Zölle die Inflation in den USA wieder anheizen und Zinssenkungshoffnungen zunichtemachen. Trumps nächstes Ziel könnte die Europäische Union sein.
Das wird in erster Linie die deutschen Auto-Hersteller treffen. Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz reagierten bereits mit deutlichen Abgaben am Montag, als Trump Kanada und Mexiko mit Zöllen drohte.
![weißer VW ID.7 von vorne links](https://images.boersenmedien.com/images/94c4a829-ef87-477b-a6ac-54499464a246.jpg?w=1000)
Goldman Sachs bleibt für die Aktie von Volkswagen aktuell „neutral“ gestimmt. Analyst George Galliers widmete sich in seinem am Dienstag vorliegenden Kommentar anlässlich der neuen US-Zölle den Import- und Export-Daten der europäischen Autobranche. Grundsätzlich bleibe die Branche bei Beschaffung, Produktion und Verkauf global, sodass jeder Eingriff in den Handel per se negativ sei. Von höheren Zöllen für den US-Import aus Mexiko und Kanada besonders betroffen sei Stellantis, aber auch BMW und VW. Unter den Zulieferern treffe es vor allem Pirelli. Das größte Risiko für Trump-Maßnahmen gegen die EU sieht Galliers im Luxus- und Premiumbereich. Er kalkuliert aber bisher noch keine Zoll-Auswirkungen für dieses Jahr ein. Sein Kursziel für die VW-Aktie lautet 98 Euro.
![VW ID.3 Frontansicht](https://images.boersenmedien.com/images/d650c836-adc4-44ef-99b7-6d4e54c23950.jpg?w=1000)
Auch Bernstein Research hat sich zu Volkswagen geäußert. Viele Marktteilnehmer hätten erwartet, dass Steuersenkungen allen wichtigen Entscheidungen über Zölle vorausgehen würden, schrieb Analyst Stephen Reitman in einer Studie. Kursrückschläge deuteten darauf hin, dass diese neue Realität noch berücksichtigt werden müsse. Wegen der inflationären Wirkung und angekündigten Vergeltungsmaßnahmen bleibt Reitman aber skeptisch, dass die neuen Zölle von Dauer sein werden. Die VW-Aktie sieht er bei 10ß2 Euro als fair bewertet.
2025 – Ein Jahr voller Herausforderungen
Anleger sollten neben der ganzen Zoll-Thematik auch im Hinterkopf behalten, dass VW nach wie vor große Probleme in China hat. Im wichtigsten Automarkt der Welt gingen die Verkäufe im Jahr 2024 um fast 10 Prozent zurück. Die Wolfsburger verlieren mehr und mehr an Boden gegenüber BYD, Nio und Xiaomi. VW wird 2024 in China nur noch rund 1,5 Milliarden Euro verdienen. Das wäre der Stand von 2010.
![Cockpit VW ID.7 Elektroauto](https://images.boersenmedien.com/images/0634e54d-53f9-4e6a-9154-bb4934bcbb15.jpg?w=1000)
„Die Herausforderungen mit den neuen CO2-Vorgaben in der EU, die immer stärker werdenden Chinesen, die neuen Mega-Protektion von Trump und der steigende Anteil der Elektroautos in China mit Markanteilsverlusten für die deutschen Autobauer sind enorm. Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale der Industrialisierung in Deutschland und das trifft Autobauer und Zulieferer.“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
2025 wird es also für den VW-Konzern nicht unbedingt leichter werden. Weitere Problemfelder für Volkswagen: Der Hochlauf der Elektromobilität sowie das Thema autonomes Fahren.
Die Zoll-Thematik wird die deutschen Autobauer weiterhin belasten. Hin zu kommt, dass VW die erste Welle der Disruption bereits verschlafen haben. Und die zweite Welle der Disruption ist bereits angelaufen. In San Francisco und Los Angeles spulen Waymos selbst fahrende Stromer jede Woche rund 1,6 Millionen Kilometer herunter. Auch Zoox von Amazon wird den Markt aufmischen. VW hat auch 2025 viele Baustellen zu meistern. Kein Zweifel besteht daran, dass derzeit die Stimmungslage gegenüber dem VW-Konzern sehr negativ ist. Demnach sollte bereits vieles im Kurs eingepreist sein. Dennoch: Ein echter Gamechanger für das Portfolio von VW ist derzeit nicht in Sicht. Ein Kaufsignal würde die Aktie mit dem Break der 200-Tage-Linie liefern.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..