Europas größte Airline-Gruppe gewinnt weiterhin nicht wirklich an Höhe. Die Lufthansa wird belastet von hohen Kosten, starker Konkurrenz und fehlenden Flugzeugen. Magere Aussichten für 2025 schickten die Lufthansa-Aktie Anfang Januar auf Talfahrt. Mittlerweile hat sich der MDAX-Wert wieder gefangen. Der Blick geht auf die nahenden Q4-Ergebnisse.
Am 6. März 2025 wird die Lufthansa Group ihren Geschäftsbericht für das vergangene Jahr präsentieren (Eckdaten möglicherweise schon Ende Februar). Darin enthalten sein wird auch das Ergebnis für das vierte Quartal 2024. Die Fluggesellschaft selbst hatte sich bislang sehr zurückhaltend geäußert. Analysten wurden schon etwas deutlicher. Das Quartal sei üblicherweise für europäische Fluggesellschaften keines zum Geld verdienen, schrieb Analyst Alexander Irving von Bernstein Research in seinem jüngsten Ausblick. Spannender dürften die Äußerungen zum Gesamtjahr werden und zu den laufenden Bemühungen der Lufthansa, eine Wende herbeizuführen.
Angesichts eines begrenzten Angebots, ordentlicher Nachfrage und überschaubarer Treibstoffkosten seien die Gewinnaussichten für 2025 gut. Lufthansa bewege sich aber angesichts einer hohen Abhängigkeit von Geschäftsreisen und eines größeren Anteils von Verbindungen nach Asien "in schwierigen Segmenten". Mit seinem Kursziel von 6,75 Euro liegt der Bernstein-Analyst leicht unter dem Durchschnitt der 25 bei Bloomberg gelisteten Experten, die in den kommenden zwölf Monaten 7,01 Euro erwarten.
Das EBIT fürs vierte Quartal sehen die Analysten der Finanzhäuser auf 420 Millionen Euro steigen. Bloomberg-Analyst Conroy Gaynor ist derweil pessimistischer und erwartet einen Rückgang von 402 Millionen Euro (Q4/2023) auf 370 Millionen Euro.
Schon vor Weihnachten dampfte der Konzern seine Wachstumsziele ein. Um einen stabilen Flugbetrieb zu erreichen, verzichtet der Konzern auf sein angestrebtes Kapazitätswachstum. Man habe das geplante Wachstum für den kommenden Sommer um zwei Drittel gegenüber der ursprünglichen Planung zurückgefahren, sagt Vertriebsvorstand Dieter Vranckx am 19. Dezember. Lufthansa habe 2024 in vielen Monaten zu offensiv geplant und dann wieder streichen müssen. Deshalb plane er nun "lieber von vornherein mit etwas weniger", so Vranckx.
Die in den vergangenen Jahren von Verspätungen und Pannen geplagte Lufthansa wolle mit mehr Personal und einem Paket von Maßnahmen wieder erstklassig werden. Auf der Langstrecke soll ein "Fox"-Projektteam 150 Szenarien entwickeln, wie Service-Bestandteile verbessert werden können. "Fox" steht für Future Onboard Experience. Der Chef der Lufthansa Airlines ergänzte am Donnerstag: "Wir wollen weltweit eine der bekanntesten Airline-Marken sein und möchten Lufthansa zu der Premiummarke und Airline Europas entwickeln, und natürlich auch wieder profitabel sein", so nun Jens Ritter. Abhilfe schaffen soll ein großes Bündel von 600 Maßnahmen. Dazu gehören mehr Personal am Boden, weniger eng getaktete Flugpläne, mehr Kapazität bei Check-in, Gepäckbeförderung und Sicherheitskontrollen.
Langsameres Wachstum des Flugangebots
In diesem Jahr reduziert die Lufthansa nach Ritters Worten auch ihre ursprünglichen Pläne zur Ausweitung des Flugangebots. "2025 planen wir mit rund 90 Prozent des Angebots von 2019." Das sei mit 3,5 Prozent Steigerung gegenüber 2024 ein sehr dosiertes und moderates Wachstum.
Nach wie vor leidet das Unternehmen unter fehlenden neuen Maschinen, bedingt durch verspätete Auslieferungen der beiden Flugzeughersteller Boeing und Airbus, wobei die Probleme bei Boeing weit gravierender sind. So verlegt die Lufthansa sechs Airbus A350 vorübergehend nach Frankfurt. "Uns fehlen in Frankfurt massiv moderne Flugzeuge aufgrund der bekannten Lieferschwierigkeiten von Boeing", sagte der Lufthansa Airlines-Chef.
Dabei geht es nicht nur um mehr Komfort für die Fluggäste: Ältere Maschinen sind wartungsintensiver, anfälliger für Reparaturen und teurer im Betrieb. Insofern sollen die neuen Flugzeuge der Lufthansa auch zu besseren Geschäftszahlen verhelfen.
Trotz der nun gesenkten Wachstumsziele gehört die Lufthansa-Aktie am Donnerstag zumindest zeitweilig zu den tagesbesten Werten im MDAX. Bis auf 6,09 Euro legt die Aktie zu und hat damit wieder einen wichtigen Chart-Bereich erreicht.
![Lufthansa-Aktie seit April 2024 (Xetra)](https://images.boersenmedien.com/images/98aedb0d-2abe-4d05-873f-8f02f8d6564e.jpg?w=1000)
Der Bereich zwischen 6,00 und 6,10 Euro erwies sich in den vergangenen Monaten mehrfach als Unterstützung. Nach dem Rückfall unter die Zone Anfang Januar rauschte die Aktie bis auf 5,53 Euro wieder in die Tiefe. Diese Unterstützungszone erwies sich dann als Wendepunkt. Gelingt die nachhaltige Überwindung von 6,10 Euro, dürfte schnell die nächste, noch wichtigere Hürde folgen. Bei 6,18 Euro verlaufen derzeit gleichzeitig GD50 und GD200. Darüber hinaus winkt die 7-Euro-Marke als Kursziel für die Lufthansa-Aktie.
Die Deutsche Lufthansa bleibt bis auf weiteres in einem anspruchsvollen Umfeld 'gefangen', die Aktie entsprechend wenig vielversprechend. Das durchschnittliche Analysten-Kursziel von 7 Euro verheißt lediglich gut 15 Prozent Potenzial. DER AKTIONÄR hält sich daher mit einer Kaufempfehlung weiterhin zurück.
Hinweis: Die Lufthansa ist neben 13 anderen internationalen Werten auch im Recovery Index von DER AKTIONÄR enthalten. Dieser Strategie-Index wurde in der Pandemie aufgelegt und setzt auf eine Erholung des Konsumbereichs. Im Index befinden sich 14 starke Marken, die das Leben schöner machen, so zum Beispiel Luxusgüter-Hersteller LVMH, Mode-Unternehmen Capri Holding oder Sportartikel-Hersteller Nike. Aktuell am höchsten gewichtet ist Apple knapp vor Kreuzfahrt-Riese Royal Caribbean. Weitere Infos zum Index inklusive passender Zertifikate finden Sie hier.
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Enthält Material von dpa-AFX