Am heutigen Montag wird es Realität: Die ITA gehört nun zur Lufthansa-Gruppe. Doch bis das Frankfurter Luftfahrtunternehmen davon profitieren wird, dauert es noch. Auch für die Passagiere sind zunächst keine spürbaren Verbesserungen zu erwarten. Die Aktie hängt weiterhin am Boden fest.
Es braucht weiterhin Zeit und Geduld. Wie das Handelsblatt berichtet, dürfen die Lufthansa-Verantwortlichen laut Unternehmensboss Carsten Spohr dürfen etwa erst ab Mittwoch, also dem 15. Januar, tiefere Einblicke in die ITA nehmen. Erst dann beginnt die Integration der italienischen Fluggesellschaft. Gleichzeitig wechselt ITA aus der SkyTeam-Allianz in die Star Alliance, der Lufthansa angehört. In diesem Zuge sollen die Flugpläne von ITA mit denen der anderen Allianz-Mitglieder synchronisiert werden, etwa für Anschlussflüge.
Wann Kunden im Lufthansa-System frei zwischen Flügen der Lufthansa und der ITA wählen können, bleibt offen. Dafür müssen die IT-Systeme beider Unternehmen kompatibel gemacht werden – eine große Herausforderung. Noch immer gibt es beispielsweise Schwierigkeiten bei der Umbuchung zwischen Lufthansa und Swiss, obwohl die Schweizer Airline bereits 2007 erworben wurde.
Besonders auf den Strecken in die Vereinigten Staaten werden sich die Passagiere in Geduld üben müssen. Bis die ITA auf diesen Routen integriert wird, könnte es länger dauern. Zwar hat die EU-Kommission die Übernahme genehmigt, nachdem Lufthansa und ITA die geforderten Auflagen erfüllt hatten (DER AKTIONÄR berichtete). Doch auch außerhalb der EU sind Freigaben nötig. Vor allem in den USA ist das Verfahren komplex und zeitaufwendig. Das sogenannte Antitrust-Verfahren kann bis zu 18 Monate dauern, wie das Handelsblatt weiter berichtet.
Das Problem: Solange die Genehmigung aus den USA aussteht, müssen ITA und Lufthansa auf den US-Strecken weiterhin als Konkurrenten auftreten. So sind beispielsweise Absprachen zu Preisen oder Flugverfügbarkeiten verboten.
Hintergrund: Für 325 Millionen Euro übernimmt die Lufthansa zunächst 41 Prozent der bislang staatlichen ITA Airways. Die vollständige Übernahme ist mit der italienischen Regierung bereits vertraglich geregelt: In zwei weiteren Schritten könnte Lufthansa zunächst 90 Prozent und in der Folge den gesamten Alitalia-Nachfolger mit rund 100 Flugzeugen und 5.000 Mitarbeitern bis 2033 vollständig erwerben – vorausgesetzt, die Geschäftszahlen entwickeln sich wie geplant.
Die Lufthansa-Aktie steht auch am Montag mit einem Abschlag von einem halben Prozent unter Druck und kurzfristig ist keine Besserung in Sicht. Anleger sollten die Supportzone bei 5,40 bis 5,60 Euro beobachten, da ein Rutsch unter diese Marke weitere Kursverluste bis fünf Euro auslösen könnte. Auch die Integration von ITA Airways wird erstmal erhebliche Anstrengungen und Kosten verursachen. Langfristig bietet der Zusammenschluss jedoch Chancen für Synergien und Marktpotenziale. Kurzum: Anleger sollten vorerst abwarten, zumal auch das Chartbild eher für weiter fallende Kurse spricht.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.