Die Zoll-Drohungen von Donald Trump beschäftigen Regierungen, Medien und Anleger gleichermaßen. Doch was wäre, wenn am Ende alles doch nicht so heiß gegessen wird, wie es am Anfang scheint?
Zoll-Chaos“. „Handelskrieg“. „Zoll-Zündler“. Nur einige der Headlines dieser Woche. Ausgangspunkt: die Zoll-Drohungen des US-Präsidenten gegen verschiedene Länder und die daraufhin international stark unter Druck gekommenen Aktienmärkte.
In der Sache hat die Presse recht: Zölle sind Gift für die Weltwirtschaft. Das wissen wir seit Adam Smith. Doch bei allem Mediengetöse rund um die Zölle wird eines zu wenig verstanden: Trumps Persönlichkeit. Dabei ist sie der Schlüssel.
Donald Trump sieht und inszeniert sich selbst als Dealmaker. Als erfolgreichen Geschäftsmann, der vorteilhafte Abschlüsse erzielt. Das ist das, was er seinen Wählern versprochen hat: „Wählt mich und ihr habt einen erfolgreichen Dealmaker an eurer Seite, der dafür sorgt, dass ihr nicht länger über den Tisch gezogen werdet.“
Was oft als Aggression missverstanden wird, ist Taktik. Trump puncht, der andere muss sich bewegen. Danach schaut er auf das Ergebnis. Entweder wird nun verhandelt oder er puncht noch einmal.
Nehmen wir Mexiko. Das Land tut für Trumps Geschmack zu wenig gegen Drogenhandel und illegale Migration über die gemeinsame Grenze. Man droht sich gegenseitig. Dann spricht man miteinander. Mexiko bewegt sich, verspricht als erste Maßnahme die Entsendung von zusätzlichen 10.000 Soldaten an die Grenze. Weitere Verhandlungen sollen folgen. Trump ist zufrieden, das Thema Zölle wird vertagt.
Ähnlich Kanada. Auch hier sah es nach Eskalation aus. Bilder mit „Buy Canadian Instead“-Schildern gingen bereits um die Welt. Auch hier mittlerweile: Zugeständnisse, Einigung, Thema vertagt.
Oder Kolumbien: Zunächst die Weigerung, US-Militärflugzeuge mit abgeschobenen Migranten landen zu lassen. Dann die Drohung mit Eskalation. Am Ende das Präsidentenflugzeug für den Weiterflug.
Was bedeutet das jetzt für die EU? Olaf Scholz hat vorsorglich mit Gegenmaßnahmen gedroht. Das lasse ich unkommentiert. Wir müssen uns klarmachen, dass wir es mit einem Unternehmer zu tun haben, der in Europa auf Bürokraten trifft. Das wird nicht schön für uns. Aber spielen wir doch einmal ein Szenario durch, in dem ein Abgesandter von Trump mit einem Vertreter der EU an einem Tisch sitzt:
Was wird er wollen? Was wäre es, was in den USA als Erfolg verstanden würde? Und wie weh würde es tun? Nehmen wir das Rüstungsziel der NATO. Ein Schritt in diese Richtung ist ohnehin überfällig. Ein Zugeständnis an diesem Punkt also kein unlösbares Problem. Oder nehmen wir den Energiebereich und hier das Thema Flüssiggas. Unsere Wirtschaft benötigt die Energie ohnehin. Die Terminals stehen. Spricht irgendetwas grundsätzlich dagegen, mehr davon bei den Amerikanern zu kaufen? Mir fällt nichts ein.
Wer genauer wissen möchte, wie Donald Trump über das Thema „Dealmaking“ denkt, dem lege ich die Lektüre seines Buchs „The Art of the Deal“ ans Herz, das erstmals 1987 erschien. Wir veröffentlichen die Neuauflage in wenigen Tagen in Deutschland – aus meiner Sicht das wichtigste Buch, das jeder gelesen haben sollte, der Trump verstehen möchte.
Und was ist für Anleger drin? Welche Aktien profitieren könnten, wenn Trump und die EU miteinander reden, das hat sich die Redaktion einmal angesehen. Viel Spaß bei der Lektüre der Titelstory!
![DER AKTIONÄR 07/2025](https://images.boersenmedien.com/images/2cafe72f-19e6-446e-a1da-6b4ba106035f.jpg?w=1000)