Während beim Krieg in der Ukraine immer noch kein Ende in Sicht ist, bleibt die Lage auch für Gazprom angespannt und wird vor allem durch die politischen Entwicklungen geprägt. 709 Millionen Dollar schuldet Moldawien dem russischen Unternehmen – angeblich. Doch aufhorchen ließ in den vergangenen Tagen vor allem eine andere Meldung.
1.600 von 4.100 Mitarbeitern in der Gazprom-Zentrale sollen entlassen werden. Das geht aus einem Schreiben der stellvertretenden Gazprom-Vorsitzenden Elena Ilyukhina an Gazprom-Chef Alexei Miller hervor, über das mehrere Medien berichteten.
Es wäre ein fast beispielloser Vorgang beim russischen Staatsunternehmen. 2008 und 2009 gab es mal einen Stellenabbau um rund 16 Prozent. Anschließend war die Zahl der Mitarbeiter aber wieder gestiegen. Ob die aktuelle Entlassungswelle tatsächlich kommt, ist noch unbestätigt. Gazprom hat jedoch die Echtheit des betreffenden Schreibens bestätigt.
Ein Teil der anstehenden Entlassungen könnte durch Versetzungen in Tochterfirmen abgefedert werden.
Gazprom leidet derzeit vor allem daran, dass seit Kriegsbeginn in der Ukraine ein Hauptteil der Gas-Lieferungen nach Europa wegfällt. Für 2023 wurden umgerechnet mehrere Milliarden Euro Verlust gemeldet.
Gazprom als Putins Werkzeug
Russland plant unterdessen die Wiederaufnahme von Gaslieferungen an die abtrünnige, pro-russische Region Transnistrien, die zu Moldawien gehört. Seit dem Jahreswechsel hat die Ukraine die russischen Gaslieferungen durch eigenes Gebiet unterbunden. Das hatte zu einer Energiekrise in Transnistrien geführt.
Der Rest von Moldawien wird sich womöglich anderweitig umschauen müssen. Moldawien schuldet Gazprom laut Unternehmensangaben 709 Millionen Dollar. Moldawien bestreitet das und beschuldigt Russland, die Gaslieferungen als politische Waffe zu nutzen.
Währenddessen bleibt der Wechselkurs des Rubels zu Dollar und Euro volatil. Nach dem heftigen Abrutschen Ende November wurde auch der Einbruch Ende Dezember inzwischen zu einem Großteil ausgeglichen. Der übergeordnete Abwärtstrend (aus russischer Sicht) bleibt jedoch intakt.
Die aktuelle Situation bietet kaum Wachstumschancen für Gazprom. Wegfallende Lieferungen nach Europa können bislang nur teilweise durch Lieferungen nach Asien ausgeglichen werden. Im Zweifel müssen ordentliche Rabatte gewährt werden. In der aktuellen Situation kann Gazprom zudem nicht auf westliche Investoren hoffen. So sind beispielsweise die Hinterlegungsscheine (ADRs) für russische Aktien längst nicht mehr handelbar.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Gazprom.