Das Jahr 2025 wird eine Herausforderung für Volkswagen. Denn der schleppende Verkauf von Elektroautos brockt dem kriselnden Konzern womöglich eine Strafe in Milliardenhöhe ein. Das Management bezifferte die möglichen Kosten für ein Verfehlen der Brüsseler CO2-Flottengrenzen für Neuwagen nach derzeitigem Stand in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro.
Die Aussagen fielen in einem Austausch mit Analysten am Vorabend, wie ein Konzernsprecher am Donnerstag bestätigte. Vereinzelt hatte es im Lauf des vergangenen Jahres noch deutlich höhere Schätzungen gegeben. Die im DAX notierte VW-Aktie gewann zuletzt rund zwei Prozent. Analysten verwiesen zudem auf einen grundlegend zuversichtlichen Ton des Managements.
Nach derzeitiger Lage müssen Autobauer in der EU in diesem Jahr verschärfte Emissionsgrenzen für das klimaschädliche Kohlendioxid einhalten - liegen die CO2-Abgase im Schnitt der neu verkauften Fahrzeuge zu hoch, werden Strafzahlungen fällig. Angesichts der aktuell schwierigen Lage der deutschen und europäischen Automobilindustrie mit Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Wertschöpfung fordern viele Politiker derzeit ohnehin, diesen Mechanismus auszusetzen und die Anbieter mit Strafzahlungen nicht noch stärker unter Druck zu setzen.
Autobauer haben einige Möglichkeiten, die Strafen zu begrenzen. Sie können zum einen versuchen, den Verkauf von Elektroautos oder Hybridantrieben deutlich anzukurbeln. Zum anderen können auch effizientere Verbrennungsmotoren den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß senken. Außerdem können die Hersteller sogenannte Pools mit anderen Autobauern bei der EU anmelden und würden dann als ein gemeinsamer Anbieter gewertet. So können stark auf Verbrenner ausgerichtete Hersteller mit der Hereinnahme von Elektroautospezialisten ihre Flottenabgaswerte senken.
Das Gespräch mit Analysten war ein für Börsenkonzerne vielfach üblicher sogenannter "Pre-close Call", in dem das Unternehmen vor der kommunikativen Ruhephase im Vorfeld von Geschäftszahlen noch ein letztes Mal die Experten von Researchhäusern informiert.
DER AKTIONÄR hält an seiner Einschätzung fest: Volkswagen hat neben den anstehenden Zahlungen wegen der zu hohen CO2-Emissionen auch 2025 viele Baustellen zu meistern. Kein Zweifel besteht daran, dass derzeit die Stimmungslage gegenüber dem VW-Konzern sehr negativ ist. Demnach sollte bereits vieles im Kurs eingepreist sein. Dennoch: Ein echter Gamechanger für das Portfolio von VW ist derzeit nicht in Sicht.
Immerhin hat die Kursentwicklung der vergangenen Handelstage die Aktie zumindest aus charttechnischer Sicht interessant gemacht. Mehr dazu lesen Sie hier.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen.
Enthält Material von dpa-AFX