Die Aktionäre von Delivery Hero haben den ersten Schreck über die überraschend bekanntgegebene Kapitalerhöhung verdaut. Nach deutlichen Verlusten am Mittwoch kann sich der Kurs heute stabilisieren. Spekuliert wird nun darüber, was das Unternehmen mit den frischen Millionen anfangen will.
Durch die Platzierung von 10,5 Millionen neuer Aktien zum Preis von je 34,50 Euro fließen Delivery Hero nach Unternehmensangaben brutto rund 362,3 Millionen Euro zu. Die neuen Aktien seien gemeinsam mit zwei Millionen bestehender Aktien aus dem Bestand von Minderheitsaktionären, bei institutionellen Investoren platziert worden. Welche der frühen Aktionäre nun Kasse gemacht haben, wurde nicht bekannt. Ankeraktionär Naspers habe jedoch entsprechend seines 23-prozentigen Anteil an der Kapitalerhöhung teilgenommen.
Mit dem frischen Kapital will sich Delivery Hero für mögliche Übernahmen in Position bringen. „Delivery Hero erwägt, in Übereinstimmung mit ihrer Strategie, ihre Marktführerstellungen weiter zu konsolidieren und wertschaffende M&A Projekte zu verfolgen“, hieß es dazu in einer Unternehmensmeldung. Ob das Unternehmen bereits ein konkretes Ziel im Visier hat und deshalb keine sechs Monate nach dem Börsengang bereits wieder den Kapitalmarkt anzapft, wurde nicht bekannt.
Brasilien, Indien oder Südkorea?
Spekuliert wird nun, wo der Essenslieferdienst zuschlagen wird: Nach Einschätzung von Berenberg-Analystin Sarah Simon könnte Delivery Hero nun entweder den südkoreanischen Konkurrenten Baedal Minjok übernehmen oder einen Kauf oder eine Fusion mit iFoods aus Brasilien anstreben. Jürgen Kolb von Kepler Cheuvreux rechnet eher damit, dass die Berliner auf dem indischen Markt zugreifen, wo sie bisher die Nummer 3 sind. Swiggy oder Zamato seien dort mögliche Ziele.
Kaufchance für Mutige
Die Meldung über die Kapitalmaßnahme kam bei den Aktionären zunächst nicht besonders gut an – in der Spitze ist der Kurs am Mittwoch um rund neun Prozent eingebrochen. Am Donnerstag kann sich die Aktie aber knapp unterhalb der 36-Euro-Marke stabilisieren und notiert somit immer noch rund 40 Prozent über dem Ausgabekurs beim IPO Ende Juni.
DER AKTIONÄR geht nicht davon aus, dass die Kapitalerhöhung den Kurs von Delivery Hero nachhaltig belasten wird – zumal das frische Kapital ja in weiteres Wachstum fließen soll. Investierte Anleger bleiben daher an Bord. Mutige Neueinsteiger können den Rücksetzer zum Einstieg nutzen.