Mehr als 500 Milliarden Dollar verliert Nvidia heute an Börsenwert. Die Aktie liegt rund 17 Prozent im Minus. Zahlreiche andere Tech-Aktien fallen ebenfalls. Hintergrund ist die chinesische KI-Entwicklung DeepSeek-R1: ein Open-Source-Modell, das in Tests teilweise besser abschneiden soll als ChatGPT und Co – und dabei günstiger und weniger rechenintensiv sein soll.
Das wirft die Frage auf, wie eine solche Entwicklung in China gelingen konnte. Schließlich gibt es bezüglich KI-Chips seit einiger Zeit umfangreiche Sanktionen von US-Seite. Hat China also eine eigene High-End-Produktion von KI-Chips auf die Beine gestellt? Sind die Produkte von Nvidia und Co völlig überflüssig?
Ja, China hat seit einigen Jahren erklärtermaßen das Ziel, eigene High-End-Technik herzustellen. Zur Wahrheit dürfte aber wohl auch gehören, dass DeepSeek und Co in Wirklichkeit mit mehr westlicher Technik operieren, als die Unternehmen zugeben (dürfen).
Es ist jedenfalls ein offenes Geheimnis, dass sich Händler in China über Partner in Südostasien von anderen Herstellern die Hardware kaufen, in der die benötigten Chips enthalten sind.
Außerdem ist es denkbar, über Umwege die Rechenleistung westlicher Cloud-Anbieter zu mieten.
Alexandr Wang, Chef von Scale AI, sagte außerdem bereits am vergangenen Donnerstag in einem Interview mit CNBC: „Nach meinem Verständnis hat DeepSeek etwa 50.000 H100-Chips, über die sie natürlich nicht sprechen können, da dies gegen die Exportkontrollen der USA verstößt.“
Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk antwortete einen Tag später unter einem entsprechenden Social-Media-Beitrag mit einem knappen „offensichtlich“.
DeepSeek schickt einen überraschend starken Konkurrenten für ChatGPT und Co ins Rennen. Für Anleger ist das jedoch kein Grund, in Panik auszubrechen. Nach derzeitigem Stand ist DeepSeeks Entwicklung kein kompletter Gamechanger für die KI-Welt. Und Kenner wie der Scale-AI-Chef und Elon Musk gehen offenbar davon aus, dass Nvidia-Chips für DeepSeek wichtiger waren, als offiziell zugegeben wird.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.