Bitterer Nachgeschmack für Anleger: Diageo kann zwar mit durchaus soliden Umsätzen punkten, doch die Gewinnzahlen enttäuschen auf ganzer Linie. Zudem verzichtet das Unternehmen auf eine konkrete Prognose. Die Aktie steht am Dienstag unter Druck.
Der Spirituosenhersteller Diageo steht weiterhin vor großen Herausforderungen und hat seine mittelfristigen Wachstumsziele aufgrund des drohenden US-Handelskriegs gestrichen. Die wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit in wichtigen Schlüsselmärkten zwingt den Konzern dazu, sich von langfristigen Prognosen zu verabschieden, teilte das Unternehmen am Dienstag in London mit. Stattdessen will Diageo verstärkt auf kurzfristige Ausblicke setzen. Ursprünglich hatte das Unternehmen ein mittelfristiges Wachstum von fünf bis sieben Prozent angepeilt, unter der Annahme, dass Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen ausgeklammert werden.
Analyst Edward Mundy von Jefferies hatte zwar erwartet, dass Diageo mit den Halbjahreszahlen klare Verhältnisse schafft. Dass nun jedoch keine Mittelfristprognose mehr existiert, könnte neue Investoren abschrecken. Die im Stoxx Europe 50 notierte Aktie hat zunächst vier Prozent verloren, das Minus aber inzwischen auf ein halbes Prozent verringern können. Dennoch: Die Aktie entwickelt sich seit Jahren schwach – im Frühjahr 2022 notierte das Papier noch bei über 4.000 Pence.
Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 (bis Ende Juni) sank der Umsatz des Konzerns um 0,6 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar. Analysten hatten nur mit 10,7 Milliarden Dollar gerechnet. Der starke US-Dollar belastete das Geschäft erheblich. Organisch konnte der Umsatz jedoch um ein Prozent zulegen und kehrte damit in den Wachstumsbereich zurück. Allerdings sank das operative Ergebnis um knapp fünf Prozent auf 3,16 Milliarden Dollar – erwartet worden waren 3,3 Milliarden Dollar. Neben Wechselkurseffekten belastete eine sinkende Profitabilität die Bilanz. Der Gewinn je Aktie fiel um zwölf Prozent auf 87 Cent, während Analysten 99 Cent prognostiziert hatten. Die Zwischendividende bleibt immerhin mit 40,5 Cent je Aktie stabil.
"Die Einführung von US-Zöllen am Wochenende war erwartet worden, könnte aber die positive Dynamik dennoch beeinträchtigen", erklärte Diageo-Chefin Debra Crew. Bereits im vergangenen Monat berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Diageo seine Mittelfristziele wegen Herausforderungen in den USA, Lateinamerika und China kürzen dürfte.
Diageo ist bekannt für Marken wie Tanqueray-Gin, Johnnie-Walker-Whisky und Guinness-Bier. Zudem gehören Captain-Morgan-Rum, die Tequila-Marken Don Julio und Casamigos, der kanadische Whisky Crown Royal und Smirnoff-Wodka zum Portfolio des Unternehmens.
Diageos Zahlen enttäuschen, und auch die Charttechnik gibt derzeit wenig Anlass zur Hoffnung. Die Aktie bleibt derzeit bestenfalls eine Halteposition. Der Stopp-Kurs liegt weiterhin bei 26 Euro, während der aktuelle Kurs 28,07 Euro beträgt.
Enthält Material von dpa-AFX