Obwohl der US-Luft- und Raumfahrt-Konzern schlechtere Quartalszahlen als befürchtet vorlegte, zeigt sich die Boeing-Aktie stabil. Nun haben sich mehrere Analysten zu Wort gemeldet, die Licht am Ende des Tunnels sehen. Boeing fährt derweil die Produktion seiner Flugzeuge hoch. Auch charttechnisch hellt sich das Bild auf.
Boeing hat am vergangenen Dienstag einen hohen Verlust für das vierte Quartal gemeldet, nachdem das Unternehmen vor einem Jahr einen weiteren schweren Schlag erlitten hatte (DER AKTIONÄR berichtete). Doch die Boeing-Aktie legte zu. Am Donnerstag gewinnt das Papier erneut zweieinhalb Prozent auf 178 Dollar. Der Markt hat Hoffnung, dass die ersten Anzeichen für eine Trendwende unter dem neuen CEO Kelly Ortberg Früchte tragen könnten.
![Boeing-Chart seit Dezember 2023 (in US-Dollar)](https://images.boersenmedien.com/images/e6354263-1a81-40ed-871a-3a2f1805b50d.jpg?w=1000)
CEO Kelly Ortberg ha Boeing im August in dem Wissen übernommen, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten steckt. Diese Schwierigkeiten summierten sich im vergangenen Jahr zu einem Verlust von 11,8 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Während der Bilanzpressekonferenz und in Interviews mit Reuters deutete Ortberg jedoch an, dass das Schlimmste hinter Boeing liegt. Er sagte, dass die Abteilung für Verkehrsflugzeuge anhaltende Produktionsprobleme behebt und erwartet, dass die Produktion des beliebtesten Flieger, der 737 Max, im Laufe des Jahres auf 38 Flugzeuge pro Monat hochgefahren werde, wobei weitere Steigerungen folgen sollen, sofern die Bundesbehörden zustimmen. Bis Dienstag hatte Boeing im Januar 33 der 737 Max-Jets ausgeliefert, wie Finanzchef Brian West auf der Bilanzpressekonferenz bestätigte. Das lag deutlich über dem Tempo der Vormonate.
Mehrere Branchen-Analysten reagierten nun mit einem hoffnungsvollen "Show-me". So sagte Gautam Khanna, ein Luft- und Raumfahrtanalyst bei TD Cowen, es gebe Gründe für Optimismus. Seit Ortberg die Zügel in die Hand genommen hat, scheine Boeing einen bewussteren Ansatz zur Lösung von Produktionsproblemen zu verfolgen.
Für Richard Aboulafia, Analyst bei AeroDynamic Advisory ist die Steigerung der Produktion jedoch "nicht gleichbedeutend mit der Rückkehr des Unternehmens zu einer positiven strategischen Ausrichtung". Letztendlich sei der Weg (zur Steigerung der Flugzeug-Produktion) da. "Der Markt will Boeing-Jets", so Aboulafia.
Andrew Flores, Präsident von Independent Forge verweist jedoch auf zurückhaltende Zulieferer. Viele scheuen sich davor, jetzt zu investieren und damit womöglich in eine finanzielle Schieflage zu geraten. "Viele Leute halten an ihren Geldern fest", sagte Flores. Das Unternehmen in Orange County, Kalifornien, liefert Aluminiumteile für die 737 Max. "Ich sehe Licht am Ende des Tunnels, aber es ist ein langer Tunnel", sagte er laut Reuters.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat kürzlich das Kursziel für Boeing von 200 auf 213 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Die Signale für die Produktion der 737-Max seien positiv, schrieb Analyst Noah Poponak in einem Kommentar zu den Quartalszahlen. Er glaubt, dass sich die Aktien 2025 vergleichsweise gut schlagen werden. Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Boeing nach Quartalszahlen ebenfalls auf "Buy" belassen und ein Kursziel von 208 US-Dollar ausgegeben.
Die kanadische Bank RBC hat ihre Einstufung für Boeing auf "Outperform" belassen und prognostiziert ein Kursziel von 200 US-Dollar. Der Gewinn je Aktie sei deutlich besser als von ihm und am Markt erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Ken Herbert. Zudem sei dem Flugzeugbauer offenbar ein starker Start ins Jahr 2025 gelungen, der das Vertrauen in eine verbesserte operative Umsetzung stütze.
Boeing hat noch einen langen Weg vor sich, um zu alten, gewinnträchtigen Zeiten zurück zu finden. Die ersten Maßnahmen des neuen CEO fruchten offenbar, der Optimismus auch der Analysten wächst.
Zudem bessert sich das Chartbild. Die Boeing-Aktie hat ihre Tiefstände offenbar hinter sich, in Kürze schneidet zudem die 50-Tage-Linie die 200er von unten. Dieses 'Golden Cross' zieht oft weitere Kurssteigerungen nach sich. Die nachhaltige Überwindung der 180-Dollar-Marke könnte weitere Aktienkäufe auslösen.
DER AKTIONÄR setzt darauf bereits seit gut sechs Wochen mit einem Zertifikat. Der Call-Optionsschein, der auf der Derivate-Favoriten-Liste des AKTIONÄR steht, lag zwischenzeitlich schon 36 Prozent über dem Kaufpreis von 2,41 Euro.
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Enthält Material von dpa-AFX