Das Vorgehen der UniCredit bei der Commerzbank hat in Deutschland für viel Aufsehen gesorgt. In Italien befindet sich der Bankenmarkt hingegen seit Jahren in der Konsolidierung. Heute Nacht hat ein weiteres Geldhaus einen Übernahmeversuch gestartet – mit einigen Besonderheiten.
Die Banco Monte dei Paschi di Siena war vor einigen Jahren noch massiv in ihrem Bestand gefährdet. Dann stieg der Staat ein und rettete die mittlerweile älteste Bank der Welt, die noch im Geschäft ist. Zwar besteht immer noch eine Beteiligung von 11,7 Prozent aus Rom, doch das Management will nun selbst im italienischen Konsolidierungsspiel mitmischen.
Heute Nacht wurde bekannt, dass Monte dei Paschi für 13,3 Milliarden Euro die Mediobanca aus Mailand übernehmen will. Das entspricht einem Aufschlag von 5,0 Prozent auf den letzten Schlusskurs. Laut einer Pressemitteilung sollen Mediobanca-Aktionäre 23 neue Aktien von Monte dei Paschi für jeweils zehn Mediobanca-Aktien erhalten. Das Angebot bewertet die Mediobanca-Aktie mit 15,992 Euro.
Der Deal zielt laut einer Pressemitteilung von Monte dei Paschi darauf ab, „ein signifikantes Rentabilitätsniveau zu erreichen und eine solide Kapitalposition beizubehalten“. Die in Siena ansässige Bank erwartet aus der Fusion jährliche Synergien in Höhe von 700 Millionen Euro vor Steuern.
Die Aktien von Monte Paschi haben sich in den letzten zwölf Monaten mehr als verdoppelt und gehörten damit zu den besten Titeln der Branche in Europa. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 8,8 Milliarden Euro. Mediobanca hingegen weist einen Wert von 12,7 Milliarden Euro auf. In einer ersten Reaktion verliert die Aktie von Monte dei Paschi kräftig.
Die Konsolidierung in Italien wird immer unübersichtlicher. Eigentlich sollte Monte dei Paschi privatisiert werden. Der Staat ist aber immer noch größter Anteilseigner. Die Delfin Sarl, die Familienholding des verstorbenen Milliardärs Leonardo Del Vecchio, erhöhte ihren Anteil an Monte Paschi erst in diesem Monat auf 9,8 Prozent, was ihr möglicherweise wichtigen Einfluss bei künftigen Entscheidungen verschafft. Denn Delfin ist ebenfalls der größte Anteilseigner von Mediobanca.
Die Banco BPM wurde immer wieder als potenzieller Kandidat für eine Übernahme der Monte dei Paschi gehandelt. Für BPM selbst liegt mittlerweile ein Übernahmeangebot der UniCredit vor. Letztere zeigte wiederum seit Jahren kein Interesse an einer Übernahme der Banca Monte dei Paschi, was der italienische Staat gerne gesehen hätte.
Die Aktie von Monte dei Paschi muss heute deutlich Federn lassen. Anleger bewahren aber Ruhe. Ob die Übernahme gelingt, ist in diesem frühen Stadium natürlich offen. Da Mediobanca hauptsächlich im Investmentbanking tätig ist, würde eine Fusion aus strategischer Sicht tatsächlich Sinn ergeben. Im Bereich von 6,84 Euro liegt die nächste Unterstützung. Investierte Anleger bleiben mit einem Stopp bei 5,30 Euro dabei.