Die Deutz-Aktie hat am Montagmorgen einen freundlichen Handelsstart verzeichnet. Hinter dem deutlichen Kursanstieg steckt eine Nachricht vom vergangenen Freitagabend (DER AKTIONÄR berichtete). Demnach kommt der Motorenbauer beim Einstieg ins Rüstungsgeschäft voran. Dennoch sollten Anleger eine Tatsache nicht aus den Augen verlieren.
In einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger hat Deutz-Chef Sebastian Schulte die Zeitenwende beim Kölner Motorenbauer herausgestellt. Da beim Verbrennungsmotor „aktuell keine weiteren Entwicklungsaufgaben anstehen“ will Deutz im Bereich Forschung und Entwicklung 200 Mitarbeiter entlassen. Dadurch sollen 30 der insgesamt angestrebten 50 Millionen Euro eingespart werden. Fuß fassen will Deutz stattdessen in der Rüstungsbranche.
Zu diesem Zweck haben die Kölner bereits im vergangenen Dezember den polnischen Service- und Vertriebspartner Biuro Techniczno-Handlowe FAST Sp.z.o.o. (BTH FAST) übernommen. Dieser war bisher als unabhängiger Motorenhändler in den Bereichen Bergbaumaschinen, industrielle Anwendungen, Bahntechnik und Landmaschinen tätig und führte auch Mitsubishi-Arregate im Sortiment.
Über die inzwischen hundertprozentige Tochter BTH FAST liefert Deutz seine Motoren auch für den Einsatz in Militärfahrzeugen. Beispielsweise wird der 4x4 Panzerwagen Oncilla (siehe Bild unten), der sowohl Truppen als auch Waffen transportieren kann, von einem Deutz-Motor angetrieben, wie Deutz-Chef Schulte verrät.
![Das vor Ort hergestellte gepanzerte Fahrzeug Oncilla 4x4 der Ukraine](https://images.boersenmedien.com/images/b0efdd79-a851-4bfa-a547-745f186fd171.jpg?w=1000)
Doch auch wenn der Deutz-Chef davon spricht, dass Polen noch Tausende Fahrzeuge aus der Sowjet-Ära verfügen, „die perspektivisch neue und moderne Motoren benötigen“ und sich daraus ein großes Potenzial ergibt, dürfte es Jahre dauern, bis die Rüstungssparte einen signifikanten Anteil am Umsatzmix ausmacht.
Der Umsatz verteilt sich derzeit recht ausgewogen auf die einzelnen Bereiche. Deutz erzielte in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, rund 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mit 29 Prozent steuerte das Servicegeschäft den Löwenanteil bei, weitere 27 Prozent entfielen auf den Geschäftsbereich Material Handling. Auf den Geschäftsbereich Baumaschinen entfielen 24 Prozent, während Motoren für Landmaschinen gut zehn Prozent beisteuerten. Weitere sieben Prozent entfielen auf kommunale Anwendungen und gut drei Prozent auf sonstige Geschäftsfelder.
Vor diesem Hintergrund sollten Anleger die Nachricht, dass Deutz die Rüstungsbranche aufmischen will, nicht überbewerten. Aus charttechnischer Sicht wird es zudem spannend, ob die Deutz-Aktie die heutigen Kursgewinne nachhaltig verteidigen und den Widerstand bei 4,50 Euro hinter sich lassen kann. Gelingt dies, könnte die Aktie anschließend wieder Kurs auf die 5-Euro-Marke nehmen. Die Aktie ist aktuell keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.