Bereits im vergangenen Juni hat der Motorenhersteller mit einem Einstieg in die Rüstungsbranche geliebäugelt (DER AKTIONÄR berichtete). Nun gibt es offenbar konkrete Pläne, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet. Demnach steht das Nato-Mitglied Polen im Fokus. Doch auch zum geplanten Stellenabbau äußerte sich Deutz-Chef Sebastian Schulte.
„Zeitenwende bedeutet auch, die notwendige Ausrüstung bereitzustellen. Mit unserem breiten Motorensortiment können wir dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, erklärte Deutz-Chef Sebastian Schulte im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Das Unternehmen hat bereits erste Schritte unternommen, um in das Rüstungsgeschäft einzusteigen: „Kürzlich haben wir unseren langjährigen Vertriebs- und Servicepartner in Polen übernommen. Über diesen liefern wir nun die ersten Motoren für Militärfahrzeuge. Das in Warschau ansässige Unternehmen BTH FAST versorgt unter anderem Militärfahrzeuge mit Deutz-Motoren, die im Rahmen der Unterstützung für die Ukraine zum Einsatz kommen. Eines dieser Produkte ist das Oncilla, ein Fahrzeug, das sowohl Mannschaften als auch Waffen transportieren kann.“
Potential in Polen
Im Land des neuen Standorts schlummert noch großes Potential: „Viele osteuropäische Bündnispartner verfügen noch über Fahrzeuge aus sowjetischer Produktion, für die es keine Ersatzteile mehr gibt oder wenn, dann nur in Russland und damit nicht mehr verfügbar. In Polen etwa gibt es Tausende solcher Fahrzeuge, die perspektivisch neue und moderne Motoren benötigen. Das bietet großes Potenzial“, sagte Schulte.
Kein Kommentar zu Thyssenkrupp-Werften
Darüber hinaus will Deutz weitere Optionen im Bereich Defence ausloten. Gleichwohl äußerte sich Schulte nach wie vor nicht zu Medienberichten, wonach Deutz angeblich ein Angebot für den Kauf der Thyssenkrupp-Werften abgegeben habe.
Stellenabbau konkretisiert
Stattdessen sprach der Deutz-Chef vom geplanten Sparprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro. Mit rund 30 Millionen Euro will der Motorenbauer mehr als die Hälfte davon im Bereich Forschung und Entwicklung entfallen. Daher werden bei Deutz rund 200 Stellen wegfallen. Schulte kommentierte: „Wir müssen da ehrlich zu uns selbst sein. Vor allem, wenn es um den Verbrenner geht. Da stehen aktuell keine weiteren Entwicklungsaufgaben an. Daher werden wir uns in dem Bereich von Mitarbeitern trennen müssen.“
Hoffnung durch neue Kooperation
Gleichwohl gibt es für die Beschäftigten auch Grund zur Hoffnung. Laut dem Konzern bietet die Kooperation mit Daimler Truck gute Perspektiven für das Kölner Stammwerk. Seit vergangenem Sommer vertreibt Deutz mittelschwere und schwere Daimler-Truck-Motoren exklusiv für Nutzfahrzeuge abseits der Straße. „Ab 2029 planen wir, die Endmontage des mittelschweren Motors bei uns hier in Köln. Eine gute Perspektive für die Auslastung unseres Werkes hier in Köln-Porz“, sagte Schulte.
Die Deutz-Aktie hat zuletzt die 4-Euro-Marke verteidigt und den GD50 zurückerobert. Trotzdem dürfte es noch eine Weile dauern, bis die Aktie wieder den Vorwärtsgang einlegt. Ein Neueinstieg drängt sich daher aktuell weiterhin nicht auf.