Interessante Entwicklung: Die Bayer-Aktie konnte am Mittwoch in einem freundlichen Marktumfeld um satte 5,75 Prozent auf der Handelsplattform Xetra zulegen. Und das, obwohl das DAX-Unternehmen von Dienstag auf Mittwoch eine weitere PCB-Niederlage vor Gericht in den Vereinigten Staaten hinnehmen musste.
Bayer hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern betonte zwar in einer Mitteilung aus der Nacht zum Mittwoch, dass die Geschworenen-Jury im Fall Rose bei 11 von 15 Klägern zugunsten des Konzerns entschieden habe. Gleichwohl ist die Niederlage ein weiterer Rückschlag im Bemühen des Konzerns, die PCB-Streitigkeiten vom Tisch zu bekommen.
Die Geschworenen sprachen den vier übrigen Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zu. Wichtiger als dieser Fall und wegweisend für die gesamte Causa wird aber ein PCB-Berufungsprozess, der im Februar beginnen soll.
Bayer kündigte an, das Urteil für die vier Kläger anzufechten, "um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des Schadenersatzes zu erreichen". Blutproben und Lufttests hätten gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gegeben habe. In dem Fall ging es erneut um angebliche Gesundheitsschäden durch PCB im Schulgebäude Sky Valley Education Center (SVEC). Die Kläger machten den Stoff unter anderem für Hirnschäden verantwortlich.
Zwar sei das aktuelle Urteil leicht negativ, doch seien bereits hohe Rechtsbelastungen in den Aktienkurs eingepreist, schrieb Analyst James Quigley von der Investmentbank Goldman Sachs in einer ersten Einschätzung zu den jüngsten PCB-Entwicklungen.
Neben den PCB-Rechtsstreitigkeiten bleibt insbesondere die Causa Glyphosat ein Belastungsfaktor für das Leverkusener Traditionsunternehmen. Durch die milliardenschwere Übernahme von Monsanto hat sich der DAX-Konzern überhaupt erst die rechtlichen Probleme ins Haus geholt.
Durch den gestrigen Kurssprung verdichten sich die Anzeichen einer nachhaltigen, charttechnischen Bodenbildung. Die Folge: der höchste Stand seit November und der Sprung über den GD50 (siehe Chart).
Auch wenn sich die Chartlage bei Bayer merklich aufhellt: Die Kuh ist noch nicht vom Eis. Das Unternehmen sieht sich weiterhin mit den PCB- respektive Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten, einer hohen Verschuldung und der Patentklippe in der Pharma-Division konfrontiert. Anleger beobachten das Geschehen vorerst weiter von der Seitenlinie aus.
Enthält Material von dpa-AFX
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