Nach dem überraschenden Aus von CEO Carlos Tavares Anfang Dezember sucht Stellantis aktuell immer noch nach einem neuen Unternehmenslenker. Aktuell leitet ein Komitee um Verwaltungsratschef John Elkann die Geschicke, doch noch im ersten Halbjahr soll ein Nachfolger gefunden werden. Wer könnte den von Krisen gebeutelten Konzern übernehmen? DER AKTIONÄR wirft einen Blick auf mögliche Kandidaten.
Der Nachfolger von Tavares steht vor großen Herausforderungen, um den Mehrmarkenkonzern (unter anderem Opel, Fiat, Chrysler) wieder in die Spur zu bringen. So waren etwa die Produktionszahlen aus den italienischen Werken im Jahr 2024 aufgrund der schwachen Nachfrage rückläufig. Zudem kämpft Stellantis noch immer mit hohen Lagerbeständen in den USA, auch wenn Nordamerika-Chef Antonio Filosa den Abbau zuletzt nach Plan vorantrieb. Filosa ist auch ein erster denkbarer Kandidat für den vakanten CEO-Posten, bei dem sowohl interne als auch externe Kandidaten infrage kommen.
Interne Kandidaten: Insider mit Erfahrung
Antonio Filosa
Der Italiener führt aktuell nicht nur das Nordamerika-Geschäft – die wichtigste und profitabelste Region von Stellantis, sondern auch die Liste der internen Anwärter an. Dort generieren vor allem die starken US-Marken wie Jeep, Dodge und Chrysler ihre größten Umsätze. Die Probleme in den USA sind dagegen eher auf Vorschriften von Tavares zurückzuführen. Filosa hat in seiner Karriere mehrfach bewiesen, dass er herausfordernde Märkte erfolgreich meistern kann. Als Chief Operating Officer (COO) von Stellantis in Südamerika entwickelte er die Marke Jeep zur führenden SUV-Marke in der Region und etablierte Brasilien als den absatzstärksten Markt außerhalb der USA. Weiterer Vorteil: Er ist bereits seit 20 Jahren im Unternehmen, kennt die internen Strukturen daher wie kaum ein anderer. Sollte sich der Verwaltungsrat für eine interne Lösung entscheidet ist Filosa ein Favorit für die Position.
Jean-Philippe Imparato
Eine andere Perspektive bringt Jean-Philippe Imparato. Der Franzose lenkt aktuell die Geschicke des Unternehmens in Europa. Sein Name ist eng mit der Konzernmarke Peugeot verbunden, welche er zuvor erfolgreich geführt hat. Imparato gilt als Stratege, der auch schwierige Märkte beherrscht. Seine Erfahrung auf dem schwierigen europäischen Markt macht ihn zu einem weiteren ernstzunehmenden Kandidaten, insbesondere wenn der Fokus auf der Stärkung des derzeit schwächelnden Heimatmarktes liegt.
Maxime Picat
Picat, ein weiteres Eigengewächs von Stellantis, hat sich in seiner aktuellen Rolle als Einkaufschef einen Namen gemacht. Er ist für die komplexen Lieferketten des Unternehmens verantwortlich, eine zentrale Aufgabe in Zeiten globaler Lieferengpässe. Obwohl er über 20 Jahre Erfahrung im Unternehmen vorweisen kann, ist ihm jedoch vorzuhalten, dass die operative Führungsverantwortung auf höchster Ebene fehlt. Dennoch könnte er mit seinem Verständnis für Effizienz und Kostenoptimierung in den engeren Kreis der Bewerber rücken – gerade, wenn Stellantis auf eine Lösung setzt, die langfristige wirtschaftliche Stabilität garantiert.
Externe Kandidaten: Neue Perspektiven von außen
Luca de Meo
Der aktuelle CEO von Renault bringt alles mit, was ein Konzern wie Stellantis benötigt: Führungsstärke, strategischen Weitblick und die Fähigkeit, Marken neu zu positionieren. De Meo hat bereits bei Fiat, Volkswagen, Seat und zuletzt als CEO bei Renault bewiesen, dass er Unternehmen erfolgreich führen und neu ausrichten kann. Seit seinem Antritt als Renault-CEO im Juli 2020 hat sich die Aktie in einer für Autobauer schwierigen Zeit mehr als verdoppelt. Kritiker loben vor allem seinen Führungsstil, der Kreativität und Teamwork fördert – ein Kontrast zu der teils autoritär wahrgenommenen Art von Tavares. De Meo ist der stärkste externe Kandidat und könnte frischen Wind in den Konzern bringen.
Mike Manley
Der ehemalige CEO von Fiat Chrysler Automobiles (FCA; fusionierte 2021mit PSA zu Stellantis) könnte als neuer CEO seine Rückkehr im Konzern feiern. Manley ist eng mit dem SUV-Boom verbunden und half insbesondere die Marke Jeep global erfolgreich zu positionieren. Seine Kenntnisse des Konzerns und vieler Marken wären ein Vorteil. Allerdings könnte seine Vergangenheit bei FCA auch ein Nachteil sein: Der Verwaltungsrat scheint auf einen Bruch mit der alten Führungsriege zu setzen, was seine Chancen schmälert. Manley bleibt daher ein Außenseiter.
Die Wahl eines neuen CEOs wird richtungsweisend für Stellantis. Favoriten dürften wohl vor allem Filosa, de Meo und dahinter Imparato sein. Ganz gleich, wer das Amt zukünftig bekleidet – er steht vor großen Herausforderungen. Aufgrund dessen und der aktuellen Ungewissheit drängt sich ein Einstieg bei der Stellantis-Aktie aktuell nicht auf.